Die Kunst des Romanschreibens: Talent und Handwerk im Einklang

„Talent is cheaper than table salt“, so lautet ein bekanntes Zitat von Stephen King. Doch was bedeutet diese Aussage eigentlich?

Stephen King, einer der erfolgreichsten Schriftsteller unserer Zeit, bringt mit diesen Worten eine wichtige Erkenntnis zum Ausdruck: Talent allein ist nicht genug, um als Schriftsteller erfolgreich zu sein. Talent ist in gewisser Weise allgegenwärtig und weit verbreitet. Es gibt viele Menschen, die über ein gewisses Maß an natürlichem schriftstellerischem Talent verfügen. Sie haben vielleicht eine Vorliebe für das geschriebene Wort, eine Fähigkeit, Geschichten zu erzählen oder einen Sinn für Sprache und Ausdruck.

Aber Talent allein ist nicht der entscheidende Faktor. Talent allein macht noch keinen Roman. Es ist vergleichbar mit Tafelsalz, das überall verfügbar und relativ günstig ist. Es ist die Basiszutat, die jeder in der Küche hat. Doch um aus einfachem Salz ein köstliches Gericht zu zaubern, bedarf es weiterer Zutaten, Gewürze, Techniken und einer raffinierten Zubereitung.

Ähnlich verhält es sich beim Schreiben. Talent kann als Grundlage betrachtet werden, als Startpunkt, von dem aus man arbeiten kann. Aber um ein wirklich bemerkenswertes Werk zu schaffen, braucht es mehr als nur Talent. Es erfordert die Hingabe zum Handwerk, das Studium und die Verfeinerung von schriftstellerischen Techniken und die Bereitschaft, kontinuierlich zu lernen und zu wachsen.

Das Handwerk des Schreibens ist der Schlüssel, um das volle Potenzial des Talents auszuschöpfen. Es geht darum, die Sprache zu beherrschen, die Struktur einer Geschichte zu verstehen, Charaktere zum Leben zu erwecken und eine mitreißende Erzählung aufzubauen. Es geht darum, Disziplin und Ausdauer zu entwickeln, eine Schreibroutine zu etablieren und den Prozess des Schreibens als kontinuierliche Arbeit anzuerkennen.

Talent – gibt es das überhaupt?

Die Frage nach dem Ursprung von Talent ist ein Thema, das unter Experten immer wieder diskutiert wird. Es gibt unterschiedliche Ansichten darüber, ob Talent angeboren ist oder ob es sich eher als Ergebnis von Interesse, Hingabe und harter Arbeit entwickelt. Tatsächlich scheint es eine Kombination aus beidem zu sein.

Einige Menschen mögen mit einer natürlichen Begabung oder einem gewissen Geschick für bestimmte Aktivitäten geboren werden. Im Kontext des Schreibens könnte dies bedeuten, dass man von Anfang an eine Affinität zur Sprache hat, einen Sinn für Rhythmus und Melodie in den Worten oder ein Gespür dafür, lebhafte Charaktere zu erschaffen. Diese angeborenen Eigenschaften können den Prozess des Schreibens sicherlich erleichtern.

Auf der anderen Seite kann Talent auch als das Ergebnis von starkem Interesse, Leidenschaft und Hingabe betrachtet werden. Wenn Du Dich intensiv mit einer Aktivität beschäftigst, ob es nun das Schreiben, die Musik oder eine andere kreative Tätigkeit ist, kannst Du Dein Talent durch kontinuierliches Lernen und Üben entwickeln. Es ist die Zeit und Mühe, die Du in das Handwerk investierst, die letztendlich Dein Können verbessert und Dich zu einem talentierten Praktiker macht.

Egal ob Talent angeboren ist oder sich entwickelt, das Wichtigste ist, dass Du Deine Leidenschaft für das Schreiben pflegst und bereit bist, aus Deinen Fehlern zu lernen. Das bedeutet, dass jeder, der sich für das Schreiben interessiert und bereit ist, die Zeit und Mühe zu investieren, sein Handwerk zu verbessern, das Potenzial hat, ein talentierter Autor zu werden. Talent kann als Ausgangspunkt betrachtet werden, aber es ist die kontinuierliche Arbeit an deinem Handwerk, die den entscheidenden Unterschied macht.

Der zweite Teil des Zitats lautet nämlich so: „What separates the talented individual from the successful one is a lot of hard work.

Wie sieht es nun mit dem Handwerk aus?

Gutes Handwerk beim Schreiben eines Romans zu erlernen, erfordert Zeit, Geduld und Hingabe. Hier sind einige praktische Schritte, die Du unternehmen kannst, um Dein Handwerk zu verbessern:

  • Lies viel: Eine der besten Möglichkeiten, um besser zu werden, ist das Lesen. Tauche in verschiedene Genres und Werke verschiedener Autoren ein, um unterschiedliche Schreibstile und Techniken kennenzulernen. Achte dabei auf die Art und Weise, wie erfolgreiche Autoren Dialoge führen, Spannung aufbauen und Charaktere zum Leben erwecken. Indem Du verschiedene Bücher studierst, kannst Du Inspiration sammeln und Dein Verständnis für das Schreiben erweitern.
  • Schreibe regelmäßig: Das Schreiben ist wie jede andere Fertigkeit – je mehr Du übst, desto besser wirst Du. Setze Dir eine Schreibroutine und halte Dich daran. Schreibe jeden Tag, auch wenn es nur für kurze Zeit ist. Durch regelmäßiges Schreiben entwickelst Du Deine Fähigkeiten, baust Selbstvertrauen auf und findest Deinen eigenen Schreibstil.
  • Experimentiere mit verschiedenen Techniken: Nutze das Schreiben als Experimentierfeld, um verschiedene Techniken auszuprobieren. Spiele mit Perspektiven, erzählerischen Stimmen, Zeitsprüngen und anderen stilistischen Elementen. Indem Du verschiedene Ansätze testest, kannst Du neue Wege entdecken, um Deine Geschichten zu erzählen und Deine Fähigkeiten zu erweitern.
  • Erhalte Feedback: Feedback von anderen ist äußerst wertvoll, um Dein Handwerk zu verbessern. Suche nach Schreibgruppen, Workshops oder schließe Dich Online-Communities für Autoren an, in denen Du Deine Arbeit teilen und konstruktives Feedback erhalten kannst. Höre auf die Meinungen anderer, lerne aus Kritik und nutze sie, um Deine Fähigkeiten weiterzuentwickeln.
  • Lerne über das Handwerk des Schreibens: Es gibt viele Bücher, Ressourcen und Online-Kurse, die sich mit dem Handwerk des Schreibens beschäftigen. Sie behandeln Themen wie Plot-Struktur, Charakterentwicklung, Dialoge, Beschreibungen und vieles mehr. Nutze diese Ressourcen, um Dein Wissen zu erweitern und spezifische Aspekte des Handwerks gezielt zu verbessern.
  • Bearbeite und überarbeite: Schreiben ist nicht nur das Niederschreiben der ersten Idee. Der wahre Glanz kommt oft durch das Bearbeiten und Überarbeiten zum Vorschein. Nimm Dir Zeit, um Deine Geschichten zu überarbeiten, überflüssige Passagen zu streichen, Dialoge zu straffen und deine Sprache zu verfeinern. Durch den Prozess der Überarbeitung wirst Du feststellen, dass Dein Handwerk zunehmend polierter und professioneller wird.

5 Bücher, die ich persönlich empfehlen kann, sind folgende:

  • „Plot & Struktur“ von Stephan Waldscheidt – v. a. für Anfänger geeignet
  • „Spannung & Suspense“ von Stephan Waldscheidt – nicht nur für Thrillerautoren
  • „Save the Cat“ von Blake Snyder – eigentlich ein Buch über das Drehbuchschreiben, doch auch für Romane spielt szenisches Schreiben eine immer größere und wichtigere Rolle
  • „Über das Schreiben“ von Sol Stein – der Klassiker unter den Schreibratgebern
  • „Das Leben und das Schreiben“ von Stephen King – etwas unkonventionell und kein reiner Ratgeber, sondern auch z. T. Biografie, meiner Meinung nach aber das beste Buch von allen

Ich soll jeden Tag schreiben? Und was, wenn die Muse einfach nicht kommt?

Kurze Antwort: Trotzdem schreiben.

Die Muse ist ein faszinierendes Konzept, das in der Kunst und im kreativen Schaffen oft erwähnt wird. Sie wird als inspirierende Quelle betrachtet, die Künstlern Ideen, Kreativität und Leidenschaft verleiht. Viele Menschen empfinden Momente, in denen sie von einer plötzlichen Welle der Inspiration überwältigt werden und ihre Kreativität scheinbar mühelos fließt.

Allerdings ist die Muse ein schwer fassbares Phänomen und nicht immer zuverlässig. Es ist nicht immer möglich, auf sie zu warten oder darauf zu hoffen, dass sie von allein auftaucht.

Professionelle Schriftsteller und Künstler wissen, dass es wichtig ist, regelmäßig zu schreiben und sich auch dann mit dem Handwerk auseinanderzusetzen, wenn die Inspiration nicht unmittelbar vorhanden ist. Indem man sich in den Schreibprozess vertieft und sich bewusst mit dem Handwerk beschäftigt, kann man die kreative Energie und den Fluss oft wieder entfachen.

Wichtig ist es, die Muse nicht als etwas Externes zu betrachten, das über uns kommt oder uns verlässt. Vielmehr kann sie als eine Verbindung zu unserer eigenen inneren Kreativität und Vorstellungskraft betrachtet werden. Indem wir unsere Interessen und Leidenschaften pflegen, uns mit anderen kreativen Menschen austauschen und uns mit neuen Erfahrungen und Eindrücken bereichern, können wir unsere Muse „wecken“ und den kreativen Prozess anregen.

An dieser Stelle ein weiteres Zitat von Stephen King: „Amateurs sit and wait for inspiration, the rest of us just get up and go to work.”

Natürlich gibt es auch Techniken, um die Muse anzulocken oder den kreativen Prozess zu unterstützen – auf diese werde ich in meinem nächsten Blogbeitrag eingehen.

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